Zeitzeugen aus der Partnerstadt Coswig zu Gast in Ravensburg
Wie es war, wenn Stollenzutaten aus dem Westen kamen, bildete den Einstieg in einen Abend für Städtepartnerschaftsvereinsmitglieder und weitere Interessierte in der Volkshochschule. Ilona Rau aus Coswig, seit 1990 Partnerstadt von Ravensburg, und Jürgen Gottschalk aus Dresden waren extra angereist, um von ihren Erfahrungen zu berichten.
Ilona Rau, einst Lehrerin, umriss die effiziente Lehrerausbildung mit einheitlichen Lehrplänen und der Schwierigkeit, aus der Volksbildung herauszukommen. Nach der Wende als Sachbearbeiterin bei der BStU (Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR) tätig, gab sie einen Einblick in das Prozedere der Akteneinsicht. Da eine Zuhörerin das Nichtauffinden ihrer Akte bekundete, erläuterte Ilona Rau, wie noch nicht archivierte Akten geschreddert oder zerrissen wurden und das Zusammenfügen oft scheiterte.
Jürgen Gottschalk, aufgewachsen in einer staatstreuen Familie, lehnte während seiner Lehre an der Zonengrenze Angebote, zu bespitzeln, ab. Später Grafikdrucker für Dresdner Künstler, entwarf er teils provokante Mailart-Postkarten. Nach Lizenzentzug und Berufsverbot in Haft, kaufte ihn die BRD frei. In seinem Buch „Druckstellen“, erschienen in der Reihe der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, schildert er seinen Werdegang. Über 2000 Seiten Stasi-Akten konnte er später sichten.
Die Zuhörenden verblüffte, dass die sogenannten „IMs“ (Inoffiziellen Mitarbeiter) meist nicht bezahlt wurden, sondern aus Überzeugung zur Unterstützung der Staatssicherheit und des psychologischen Anreizes einer besonderen Position handelten.
Die bei den Brückenbauern für Coswig zuständige Gaby Dietrich initiierte den Besuch in Schulen. Dies koordinierten die Lehrer Florian Kapfer und Armin Koch für Oberstufenschüler*innen des Albert-Einstein-, Welfen- und Spohn-Gymnasiums mit Leistungsfach Geschichte sowie einer 9. Klasse. Ilona Rau erklärte den Jugendwerkhof, in den diejenigen kamen, die nicht der sozialistischen Ideologie entsprachen und bei der Umerziehung die schlimmsten Leiden durchlaufen mussten.
Den baldigen Abiturienten gab sie appellierende Worte mit, stets achtsam zu sein und sich nicht von falschen Ideologien beeinflussen zu lassen. Sondern die Demokratie hochzuhalten, die für Menschenwürde, Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit stehe.
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